Kometenfrühling

Die Sternbilder des derzeitigen Abendhimmels, die Sie zur Orientierung nutzen können, haben wir Ihnen ja bereits in einem anderen Blogpost gezeigt. Zwei Highlights des Frühlingshimmels sind aber Kometen, die die Sterngucker-Szene auf Trapp halten – einer scheidend, einer kommend. Zuerst spekulierte man im März auf freiäuige Sichtbarkeit von Komet C/2020 Y4 ATLAS, aber der ist Mitte April zerbrochen (HUBBLE-Aufnahmen) und wird wohl daher nicht hell genug für eine Sichtbarkeit mit bloßem Auge. Doch ein anderer Komet macht Hoffnung: Komet C2020/ F8 SWAN ist erst am 25. März entdeckt worden: Jan Hattenbach zeigt in seinem Blog Himmelslichter eine Karte der prognostizierten Bahnen der Kometen, so dass man sieht, wie sie sich scheinbar kreuzen. Dieses Bild von G. Rehmann war am 29. April Astronomy Picture of the Day. Es wurde in Namibia aufgenommen. (deutsche Version).

Die Lichtkurve, die von der Comet OBServation Database bereitgestellt wird, zeigt einen Anstieg der Helligkeit und Überschreitung des Sichtbarkeitslimits fürs Auge. Der Komet ist also mit seinen derzeit ~5 mag am Himmel überhaupt nicht auffällig, aber bei superklarem Wetter und superdunklem Himmel könnte ein erfahrener Sterngucker mit bloßem Auge ein Krümelchen wahrnehmen. Das Problem ist, dass er nur am frühen Morgen überm Horizont steht und daher die lange Dämmerung uns in die Quere kommt.

Lichtkurve vom 3.5. von COBS Eine ähnliche Prognose gibt auch der Japaner Seiichi Yoshida.

 

Sollte aber der Anstiegstrend in der Lichtkurve so anhalten, wie im Modell gezeigt, wäre die Helligkeit bald realistisch hinreichend, um den Kometen auch in mitteleuropäischen Ballungsgebieten gerade so zu erkennen (wenn man nicht gerade unter einer Straßenlaterne steht): dafür sie die Grenzhelligkeit bei ca 4 mag. Ob der Trend aber anhält, wissen wir nicht:

Beobachten! ist angesagt.

Wo findet man den Kometen?

Im Augenblick schwappt Komet Y8 SWAN gerade vom Wassermann (Aquarius) in die Fische (Psc), so dass er am Morgenhimmel nur ganz knapp und in der Dämmerung überm Horizont steht. Da es schon hell wird, wenn diese Himmelsgegend aufgeht.

Stellarium: Blick an den Morgenhimmel. Die schwachen Sterne in den Sternbildern Fische und Wassermann sind in der Dämmerung schon nicht mehr erkennbar. Geschweige denn ein Komet, der noch schwächer leuchtet.

 

Gebanntes Warten auf Ende Mai/ Anfang Mai

Am Morgenhimmel ist der Komet für uns nur extrem schwer auszumachen, weil er so tief am Horizont steht: Weniger als 10° hoch wird er stehen, so dass für die meisten von uns der Horizont (Berge, Häuser…) im Weg sein wird. Diese und die folgende Karte sind von AstroInfo!, wo’s mehr Details gibt.
Am Abendhimmel wird er allerdings Ende Mai ebenfalls ein Stelldichein geben und da kommt er immerhin 13° hoch. Es empfielt sich also immer noch, einen hochgelegenen Ausguckpunkt aufzusuchen, aber mit etwas Glück könnte er fürs Auge sichtbar werden. Dann lohnt sich ein Ausflug mit dem Feldstecher. 🙂

  Die Umgebung von Jena bietet ja aber phantastische Möglichkeiten dafür: Auf dem Windknollen in Cospeda, am Napoleon-Stein oder auf den Plateaus hinter Münchenroda oder bei Isserstedt gibt es sehr viel freie Flächen, von den aus sich ein Blick an den Dämmerungshimmel lohnt!

Suchen Sie sich am besten ein Plätzchen, wo die Beleuchtung des GLOBUS-Marktes nicht blendet und – falls es bis dahin wieder aktiv sein sollte – auch kein Sport-Stadion.

Beitrag von: Susanne M Hoffmann